Oder: Wie sich Fäden zu einem wunderschönen Bild verweben

Nach einer gefühlt langen Zeit habe ich ein terminfreies Wochenende vor mir. Ich bin seit ein paar Tagen ziemlich erkältet, deshalb ist es auch wirklich gut ein paar Tage das Tempo drosseln zu dürfen und mich treiben zu lassen. In den letzten Wochen und Monaten habe ich viel erlebt, es bewegt sich viel und das will verdaut und integriert werden.
Wer mich ein bisschen kennt, weiß inzwischen, dass sich das bei mir durch Schreibdrang ausdrückt, dem ich nicht wirklich widerstehen kann. Ich möchte dir gerne etwas erzählen. Ich habe im Januar die Ausbildung zum Potentialentfaltungscoach nach Gerald Hüther abgeschlossen und nehme mir Vieles mit, das noch nacharbeiten wird. Die Begegnungstage in Basel wirken noch, die Verbindung zu den Menschen, die mit mir gemeinsam unterwegs waren ist noch lebendig spürbar und die Themen, die mich vor, während und jetzt nach der Ausbildung berühren und beschäftigen sind gerade ganz wach in mir.
In mir wächst gerade ein neues Bild von mir und dem, was das Leben mir vielleicht für Möglichkeiten schenken mag. Es zeigt sich immer mehr, dass das Thema der lebendigen Entfaltung wohl eines der Gebiete ist, die sich wie ein roter Faden durch mein Leben ziehen. Immer wieder bestätigt sich, dass das, was mich neugierig macht, was in mir Kribbeln auslöst, was mir Energie schenkt, die Frage ist, was wir brauchen, um in unserer Kraft zu sein und mit Freude und Leichtigkeit durchs Leben zu gehen.
Viele Antworten darauf habe ich in der inzwischen jahrelangen Beschäftigung mit und dem Studium von Yoga und Shiatsu gefunden. Viele Antworten habe ich in meiner Zeit in Afrika und in den Projekten und Ausbildungen mit dem Ecovillage Network und Gaia Education gefunden. Große Teile davon überschneiden und berühren sich und festigen sich zu einem Weltbild, das von einem ganzheitlichen, gemeinschaftlichen Blick geprägt ist. Das entspricht auch meiner inneren Überzeugung.
Und doch bleibt immer noch eine Sehnsucht, ein Drang weiter zu forschen, noch mehr zu begreifen und zu erfahren und vor allem zu verstehen, wo und wie ich sinn- und freudvoll in der Welt wirken kann.
Das ist wohl auch einer der Gründe, warum ich mich letztes Jahr für die Ausbildung von und mit Gerald Hüther entschieden habe. Eine Ausbildung zum Potentialentfaltungscoach. In den letzten 8 Monaten habe ich in dieser Ausbildung neue Aspekte entdeckt, die sich wunderbar verweben mit dem, was ich mitbringe und ich habe eine neue Sprache gelernt, um über die menschlichen Potentiale, Verwicklung, Entwicklung und Entfaltung zu sprechen. Ich habe viel darüber gelernt, wie wertvoll es sein kann, die eigenen Haltungen zum Leben, zu den Menschen und zu mir selbst immer wieder zu hinterfragen, verkrustete Glaubenskonstrukte zerbröseln zu lassen und mich einzulassen auf Möglichkeiten, von denen ich nicht gedacht hätte, dass sie zu mir passen. Das Leben kann manchmal überraschend sein, wenn wir es zulassen.
Im Herbst hat mich das Leben eingeladen eine Stelle in der Schule anzunehmen. Das wollte ich nie. Ein zu schwerfälliges, veraltetes System, das so verbürokratisiert ist, dass die menschliche Entfaltung keinen Platz finden kann, habe ich gedacht. Aber etwas hat mich letztes Jahr dazu getrieben, diese Erfahrung zu machen – das regelmäßige Gehalt, war der rationale, vernünftige Grund dahinter – aber da war noch etwas Anderes: eine Ahnung davon, dass es da für mich etwas zu lernen, zu entdecken gibt, das wichtig ist.
Der Aufgabenbereich, den ich anvertraut bekommen habe, hat mich interessiert. Ich darf junge Menschen, die erst kurz in Italien und in Südtirol sind, dabei begleiten hier bei uns und in der Schule zu landen, die Sprachen zu lernen und sie dabei zu unterstützen für sich zu sehen, welche Möglichkeiten sie auf ihrem Weg hier haben. Eine große Aufgabe, wie ich inzwischen weiß – und durchaus nicht nur einfach. Die jungen Menschen kommen mit ihren Geschichten, ihren Ängsten und Zweifeln – manchmal nicht ganz freiwillig, manchmal verunsichert oder überfordert mit den neuen Lebenssituationen. Manche vermissen ihre sozialen Strukturen und auch ihre Schulen, von denen sie zu uns gekommen sind. Ich kann so gut mitfühlen.
Unser Schulsystem baut auf Verpflichtung, auf standardisierte Lehrpläne, auf Regeln und Strukturen, die sich für die jungen Menschen von heute vielfach nicht mehr zeitgemäß und stimmig anfühlen. Für viele Lehrende auch nicht mehr. Irgendwie fühlt es sich an, als wären wir in einer Phase, in der das Altbewährte so nicht mehr funktioniert, das Neue, aber noch nicht so ausgereift ist, dass es in den großen Systemen ohne Weiteres anwendbar ist.
Was ich aber in den letzten Monaten in der Schule lernen durfte – und dafür bin ich unendlich dankbar – ist, dass es Samen gibt, die darauf warten sprießen zu dürfen. Es gibt Projekte, Initiativen und Menschen, die überzeugt sind und zeigen, dass es möglich ist auch in schwerfälligen Systemen Veränderung zu bewirken. Das Berufsbildungszentrum, in dem ich gerade arbeiten darf, hat vielleicht nicht den besten Ruf unter den Schulen, aber ich habe das Glück beobachten zu dürfen, dass es gerade dort Bewegungen gibt, die mir Hoffnung darauf geben, dass Lernen sich in den nächsten Jahren neu organisieren wird, dass es individueller, freier, eigenständiger werden darf in Umgebungen, die die natürliche Lernlust der jungen Menschen unterstützt, mit Menschen, die wirklich an der Entfaltung der Schüler*innen interessiert sind. Vielleicht ist es mein Filter, der mich das sehen lässt. Aber ich glaube, es zahlt sich aus dranzubleiben.
Letztlich durfte ich noch etwas über mich lernen. Im Gespräch mit einer Kollegin hat sie mir erzählt, dass sie auch mit dem Thema Potentialentfaltung arbeitet – in Unternehmen, Organisationen und mit Privatpersonen. Dafür nutzt sie, unter anderem, ein Tool, das mit einem Fragebogen 8 verschiedene Typologien abfragt und analysiert welche Typen deine primären Antriebe und deine größten Widerstände sind. Natürlich bin ich darauf sofort angesprungen und habe darum gebeten, diese Analyse machen zu dürfen.
Was mir bescheinigt wurde, ist dass ich „eine entspannte, weltverbessernde Individualistin“ bin – angetrieben von dem Wunsch nach einer Welt als Ort, in der ganzheitliches Denken und individuelle Entfaltung gleichermaßen Platz finden. Damit gehe ich gerne in Resonanz, auch wenn ich gestehen muss, dass ich auf meinem Lebensweg immer wieder meine Entspanntheit und Gelassenheit verliere, die laut der Auswertung des Fragebogens zu mir gehören. Vielleicht kommt das daher, dass unsere Gesellschaft primär wohl eher von anderen Werten angetrieben ist, die mir immer wieder auf meinem Weg das Gefühl gegeben haben, ich bin mit meiner Weltsicht nicht richtig und ein wenig weltfremd.
Meine Trigger sind nämlich – laut Anaylse - Systeme und Menschen, die stark gewinn-, zielorientiert und mit großem Tempo unterwegs sind. Das erklärt, warum ich mich in einem Großteil von gewinnorientierten Strukturen nicht so wohl fühle und oft das Gefühl bekomme ich werde überfahren und nicht gesehen mit meinen Anliegen. Damit es mir gut geht brauche ich ein Umfeld mit Gleichgesinnten, die ein gewisses Maß an ganzheitlichen Visionen, Verständnis für das So-Sein der Menschen und der Welt haben und individueller Gestaltungsfreiheit viel Raum geben.
Nun würde man natürlich denken, und ich als Allererste, dass die Schule zu diesen Werten nicht wirklich passt. Als System gehört die Schule wohl eher zu jenen Typologien, die sich schwer von Altem trennen können, die auf Regeln, Disziplin und Struktur beharren und deshalb sehr schwerfällig sind, wenn es um neue, holistische Denkkonzepte und Visionen geht. Und doch habe ich das Gefühl da kann es für mich in dieser Lebensphase spannend sein. Es gibt Menschen an diesem Ort, die mich inspirieren, die mir signalisieren, wie wichtig neue Impulse und neue Haltungen gerade jetzt sind. Die jungen Menschen zeigen jeden Tag, dass sie Sehnsucht nach neu gestalteten Lern – und Begegnungsorten haben.
Vielleicht kann ich, wenn ich mir meine Entspanntheit zurückerobere, an solchen Orten gut wirksam sein. Ich werde nächste Woche 50 und vielleicht ist es an der Zeit Frieden damit zu schließen, wie ich bin, zu mir zu stehen und mit ein wenig mehr spielerischer Leichtigkeit auch mit den Widerständen zurecht zu kommen. Vielleicht darf ich der Sehnsucht nach einer Welt, die ich mir machen kann, so wie sie mir gefällt, nachgeben und damit kleine Räume dafür schaffen, dass andere Menschen - und vor allem auch die junge Generation – dafür auch Inspiration bekommen.
Wie das genau geht? Keine Ahnung – aber ich bleibe jetzt einfach mal dran, verwebe die Fäden weiter und schaue mal, welches Bild daraus entsteht. Ich hoffe auf gute Weggefährt*innen, auf eine gute Führung der Lebenskraft und der Potentiale, die in uns noch schlummern.
Aber zu allererst genieße ich nun dieses terminfreie Wochenende, das vor mir liegt und erhole mich von meinem Schnupfen. Hab es auch gut!
Danke dir fürs Zuhören (bzw. Mitlesen)! 😊
Martina
PS:
Als Absolventin der Ausbildung zum Potentialentfaltungscoach nach Gerald Hüther habe ich einen Affiliate Link bekommen, den ich hier teile. Falls du neugierig auf die Ausbildung bist und dir gerne ein unverbindliches Beratungsgespräch buchen möchtest, kannst du das über diesen Link machen.
Solltest du nach dem Beratungsgespräch entscheiden die Ausbildung machen zu wollen, bekomme ich für die Empfehlung eine kleine Prämie in Form eines Kursgutscheines. An dieser Stelle ist es mir wichtig zu sagen, dass ich sehr viel von der Ausbildung mitgenommen habe, auch wenn anders als ich mir zu Beginn erwartet hatte. Ob die Ausbildung für dich das Richtige ist, kannst nur du alleine einschätzen. Wenn es kribbelt, wenn es dich ruft, wenn es dich wach werden lässt, kann es sein, dass es da etwas für dich und deinen Weg zu entdecken gibt. Viel Freude beim Reinspüren!
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