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Die (Wieder-)Entdeckung von Ritualen

Oder die Kraft der Ausrichtung auf deine Wünsche




Ich bin in Casamance in einer Region, in der ganz viele Menschen noch mit den Traditionen und Ritualen ihrer Vorväter und Ahnen stark verbunden sind. Ich höre Erzählungen von Initiationsriten und Ritualen im Busch, die ziemlich mystisch anmuten und von Fähigkeiten und Kräften erzählen, die für manchen von uns schwer vorstellbar sind. Auch für mich. Aber diese Erzählungen machen mich neugierig, ich werde ganz wach und irgendetwas Ursprüngliches regt sich in mir.


Und immer wieder frage ich mich, wo sind bei uns in Europa diese Rituale hin verschwunden? Sie sind doch etwas zutiefst Menschliches und wir brauchen Rituale und auch ein wenig Magie und Faszination, die sich nicht so leicht einfach mit unserem wissenschaftlich geschulten Geist erklären lassen.


Nun naht die Weihnachtszeit und immer wieder höre ich von den Rauhnächten, Raunächten oder Rauchnächten. Letztes Jahr hat mich meine Mutter nach meiner Rückkehr aus dem Senegal – also nach den Weihnachtsfeiertagen - dazu eingeladen, ein Ritual zu machen, das sie in den Rauhnächten kennengelernt hat. Ich habe das Ritual gemacht und es geliebt und dieses Jahr möchte ich es ganz bewusst in den Rauhnächten vom 25. Dezember bis 06. Jänner zelebrieren. Wenn du magst, kannst du es auch machen.


Aber zunächst noch zur Bedeutung der Rauhnächte. Ich habe ein bisschen recherchiert und viele von euch werden, das was ich hier schreibe schon kennen, und vielleicht schon lange bewusst in der Weihnachtszeit für sich erspüren. Falls du aber, so wie ich, fasziniert von Ritualen bist, sie bisher aber eher außerhalb deines eigenen Kulturkreises gesucht hast, kann es sein, dass du diesen Text gerne liest und dich auch mit dieser spannenden Zeitqualität des Jahres verbinden magst.


Die Rauhnächte sind jene 12 Nächte, die entstanden sind, als das Jahr vom Mondjahr mit 254 Tagen auf das Sonnenjahr mit 365 Tagen umgestellt wurde. In einer gewissen Weise sind es Nächte, die es gar nicht gibt und die sagenumwoben sind mit der Vorstellung, dass in dieser Zeit die Tore zu anderen Welten weiter geöffnet sind als sonst. Es gibt Geschichten um Dämonen und Geistern, um Rituale von Räuchern und Reinigen, von Vorsichtsmaßnahmen, die eingehalten werden wollen um die nicht so wohlgesonnenen Geister, die in diesen Nächten durch die Welt jagen, nicht zu verärgern und gut durch diese Zeit zu kommen.


Es gibt aber auch die Auslegung, dass die 12 Nächte symbolisch für die 12 Monate des kommenden Jahres stehen. In jeder Nacht kannst du besonders auf deine Träume achten, sie aufschreiben und beobachten, was sich in den kommenden Monaten ereignet. Damit habe ich offen gesagt keine Erfahrung, aber wir könnten gemeinsam ausprobieren, was dabei herauskommt, als rituelles Experiment sozusagen. Und sollten unsere Träume uns nicht wahrheitsgetreu vorhersagen, was uns in den Monaten des Jahres erwartet, dann üben wir uns trotzdem darin achtsam zu sein und uns mit unseren Traumwelten und den unbewussten Botschaften unseres Geistes bewusst zu verbinden.


In einigen Quellen im Internet, die du ganz leicht selbst recherchieren kannst, gibt es auch Artikel, die jedem Tag der Rauhnächte und jedem Monat des neuen Jahres bestimmte Qualitäten zuordnen. Ich überlasse es dir selbst, da tiefer einzusteigen, wenn dich das Thema interessiert.


Was ich aber sehr gerne mit dir teilen möchte ist das Ritual, das ich letztes Jahr von meiner Mutter gelernt habe. Jeder Jahreswechsel lädt mich immer wieder ein zurück zu blicken auf das alte Jahr und zu schauen, was gut war, was spannend war, was berührend war, was mich wachsen hat lassen, was mich lachen und weinen hat lassen. Es lässt mich reinspüren, wofür ich dankbar bin und wohin ich meine Aufmerksamkeit für das neue Jahr lenken möchte. Es lässt mich meinen Kurs im Leben überprüfen und ich spüre in mich hinein, welche Wünsche denn da sind für das neue Jahr.


Und genau hier setzt das Rauhnächte Ritual an.

Du kannst dir gleich heute ein bisschen Zeit nehmen, dich hinsetzen und in Vorbereitung auf die Wintersonnwende, die von einigen auch als wichtige Rauhnacht gezählt wird, 13 Wünsche für das neue Jahr überlegen. Überlege gut, es ist ganz wichtig, achtsam zu wünschen. Es könnte nämlich sein, dass die Wünsche, die du formulierst, wahr werden. Dafür musst du bereit sein.

Schreibe deine Wünsche auf 13 Zettel auf. Nun bist du bereit für das Ritual, das mit der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember startet. Fische nun jeden Tag einen Zettel aus den 13 Wünschen, die du aufgeschrieben hast.


Nimm dir einen Moment Zeit, lies den Wunsch und verbinde dich mit ihm. Feierlich verbrenne dann den Zettel mit folgendem Ausspruch oder Gedanken: „Hiermit übergebe ich euch meinen Wunsch, möge er in erfüllter Form zum Wohle aller Lebewesen zu mir zurückkehren. So sei es jetzt und alle Zeit.“ Du schickst auf diese Weise 12 Wünsche an eine größere Kraft im Universum und darfst die Wünsche in dem Moment vertrauensvoll loslassen. Du brauchst dich dann auch nicht weiter um diese Wünsche zu kümmern.


Am Ende bleibt ein Zettel übrig. Für diesen Wunsch bist du selbst im neuen Jahr verantwortlich, du darfst dich um diesen Wunsch aktiv kümmern und dich im Laufe des Jahres immer wieder bewusst damit verbinden.


Bei mir war das, letztes Jahr, der Wunsch danach ein Lebensmodell zu finden, das es mir erlaubt zeitlich und materiell die verschiedenen Bereiche meines Lebens, die mir im Moment so sehr am Herzen liegen zu verbinden und Möglichkeiten zu finden die verschiedenen Welten, in denen ich mich zur Zeit bewege, in ein gutes Gleichgewicht zu bringen.


Wenn ich jetzt gerade zurückblicke auf das so intensive Jahr 2020, dann kann ich sagen, dass ich tatsächlich aktiv daran gearbeitet habe und viele Dinge für mich klarer und leichter geworden sind. Ich spüre viel stärker, welche Themen und Bereiche für mich essentiell sind und immer mehr lenke ich meinen Fokus auf diese Themen und die Brücken, die ich gerne bauen möchte.


Immer wieder darf ich aber auch wieder Vorstellungen loslassen und mich dem Leben anvertrauen. Unterm Strich kann ich sagen, dass ich dankbar bin für alles was ich geschafft habe, was zu mir gekommen ist, was fließen durfte.


Und doch bin ich sicher, dass sich die 13 Zettel wieder ganz leicht mit wichtigen Wünschen für das neue Jahr füllen werden. Für mich und für die Welt. Ich bin jetzt schon total neugierig auf die 13 Wünsche für 2021, die auf die Zettel kommen werden und total gespannt welcher Wunsch als 13. Zettel für mich als Jahresaufgabe übrigbleibt.


Wie ist es bei dir? Worauf möchtest du deinen Fokus richten? Welche Wünsche wirst du vertrauensvoll hinausschicken und um welchen Wunsch wirst du dich ganz aktiv im kommenden Jahr selbst kümmern?


Wenn du Lust hast, gib mir dazu Rückmeldung unter contact@martinaderosi.net. Eventuell auch erst am Ende von 2021.


In diesem Sinne wünsche ich dir von Herzen eine wunderbare, lichtvolle Weihnachtszeit und ein bisschen wiederentdeckte europäische Ritualmagie, wenn du magst!


Alles Liebe

Martina



PS: Ich zitiere hier nicht die spezifischen Quellen, aus denen ich die Informationen für diesen Beitrag gesammelt habe. Ich habe einfach „Rauhnächte“ in meinen Browser eingegeben und kreuz und quer durchs Internet gelesen. Ich bedanke mich für die Inputs, die ich dadurch erhalten habe. Ich bedanke mich auch bei der Person oder Quelle, die meiner Mutter das Ritual mit den 13 Wünschen vermittelt hat. Ich freue mich darüber sehr.

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