Oder: Was wartet auf uns im Unbekannten?
Eigentlich sollte ich jetzt gerade in einem Visionskreis mit Menschen sitzen, die Lust darauf haben sich darüber auszutauschen, was sie oder auch wir gemeinsam als Menschen in die Welt bringen möchten. Aber Erkältungen, Arbeitsverpflichtungen, Urlaubszeiten und was uns sonst noch so alles dazwischen kommen kann, hat den Kreis heute nicht entstehen lassen.
Und so habe ich den Impuls mich für mich alleine mit der Frage zu verbinden: Was möchte ich in die Welt bringen und warum eigentlich?
Um ehrlich zu sein, ist das eine Frage, die mich so gut wie immer begleitet, in verschiedensten Formen und Farben. Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einer meiner Kolleginnen und Weggefährtinnen im Yoga Shiatsu Zentrum, in dem es um die Frage ging warum ich die Arbeit dort denn mache?
Den wahren Antworten auf den Grund zu gehen ist nicht immer ganz einfach. Manchmal habe ich es für mich ganz klar und kann es auch formulieren, manchmal ist es mehr ein innerer Drang, den ich gar nicht verbalisieren kann und manchmal fließt es auch einfach, so dass ich mir die Frage gar nicht so stelle.
Was mir in dem Gespräch aber wieder einmal klar geworden ist, ist, dass es einen inneren Antrieb gibt. Etwas, das mich berührt, ein Schmerz, der mich in der Vergangenheit dazu gebracht hat, inne zu halten und mich zu fragen, wie ich leben will. Ich habe lange recht angepasst in unserem Gesellschaftssystem funktioniert, habe studiert, habe gearbeitet, habe verdient, habe meine Beziehungen gehabt, habe Hobbies kultiviert. Alles super, oder? Aber je mehr ich dem Idealbild und den Erwartungen der Gesellschaft nähergekommen bin, desto stärker wurde dieser innere Widerstand, der mir sagte, dass ist es nicht. Das ist nicht der Grund und das Leben, für das ich hierhergekommen bin.
Wofür denn dann? Seit ich 38 bin begleitet mich diese Frage akut. Zuerst mit einer fetten Lebens- und Sinnkrise, dann mit dem Vertrauen, dass ich dem, worum es für mich geht auf der Spur bin. Ich habe mein Lebensmodell verändert, ich habe Entscheidungen getroffen, die für manche Menschen nicht so leicht nachvollziehbar sind. Was ich aber auch gemerkt habe, ist, dass die Entscheidung nicht einfach in einem Strom mitzuschwimmen, weil so halt das Leben ist und weil es eben so funktioniert, viel Resonanz und auch Bewunderung bei anderen Menschen ausgelöst hat. Also gehe ich davon aus, dass der Wunsch Dinge anders machen zu dürfen, etwas ist, das in vielen Menschen schlummert.
Und hier nähern wir uns jetzt der Antwort auf die Frage meiner Kollegin. Ich möchte forschen, für mich, für die anderen, am liebsten zusammen mit den anderen und Wege und Gestaltungsmöglichkeiten finden, die sich tief im Inneren stimmiger anfühlen. Das kann für jeden Menschen was anderes sein. Das habe ich inzwischen auch gelernt. Was mich stimmig sein lässt, kann für jemanden anderen ganz unstimmig sein.
Deshalb ist die innere Arbeit so wichtig. Hinspüren, was ist denn da in mir lebendig? Was kann ich hören, wenn ich wirklich nach innen lausche? In welche Richtung lässt mich das gehen? Traue ich mich auch einen Schritt zu machen, wenn ich nicht die Kontrolle darüber habe, wo ich dann lande? Welche Vorstellungen von mir selbst und dem Leben darf ich denn loslassen, damit ich mich überhaupt in eine neue Richtung bewegen kann? Fragen über Fragen.
Und genau diese Fragen, lassen mich im Yoga Shiatsu Zentrum sein. Weil es für mich ein sicherer Ort zum Forschen ist. Gemeinsam mit Menschen, die ähnliche Fragen bewegen. Und gerade fasziniert es mich unheimlich zu erfahren, wie unterschiedlich Menschen sich ihren Lebensfragen nähern, was ihnen dabei begegnet, welche Erfahrungen sie machen. Manche finden Zugang über ihren Körper, manche über die Ruhe, manche über den Austausch und Kontakt mit anderen, manche durch die Beschäftigung mit der Frage, wie unser Geist funktioniert und was es darüber hinaus noch so alles gibt, manche über Reisen. All dies ist im Yoga Shiatsu Zentrum möglich.
Aus diesem Grund liebe ich auch die Kreisarbeit. Wir sind in einem geschützten Raum, wir dürfen nach innen lauschen und versuchen, das, was wir da entdecken, auszudrücken und als Geschenk in den Kreis zu legen. Wir können uns damit gegenseitig inspirieren, Impulse und Ideen geben, Resonanz oder Widerstand spüren. Wir können uns an eine neue Sichtweise, an neue Wahrheiten herantasten. All diese Dinge können unterstützend sein, um den nächsten stimmigen Schritt zu machen. Vielleicht ins Unbekannte, vielleicht ins eigene verborgene Potential, vielleicht in die Richtung von etwas Wesentlichem. Dafür möchte ich mich noch viel mehr zur Verfügung stellen.
Dann taucht unweigerlich die Frage nach dem Geld auf. In unserem System sind wir noch immer angewiesen auf Geld, um in unserer Gesellschaft mitspielen zu dürfen. Wir müssen Geld für ein zu Hause haben, wir müssen Geld für Lebensmittel haben, wir müssen Geld für Sozialversicherungen haben, für die Kommunikationsmittel, die wir benutzen, für die Pension, von der wir nicht wissen, ob wir sie je genießen werden können, für die Räumlichkeiten, in denen wir unsere Arbeit machen möchten. Zumindest trifft das so auf mich zu. Diese Liste lässt sich noch unendlich weiterführen. Es erstaunt nicht, dass deshalb viele Menschen in einem Hamsterrad festsitzen, aus dem sie gefühlt gar nicht mehr raus können. Sie müssen das machen, was sie machen, damit sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Das ist eine meiner Lieblingsforschungsfragen, weil sie mich auch immer wieder einholt. Mehr oder weniger schmerzhaft, mit mehr oder weniger Vertrauen, dass schon alles seine Richtigkeit hat. Was ich im Moment als Wahrheit sehe, ist, dass ich ein gewisses Maß an Geld brauche, damit ich meine Arbeit überhaupt machen kann, damit ich forschen und wirken kann.
Ich mache meine Arbeit also nicht wegen des Geldes, sondern ich brauche Geld, damit ich meine Arbeit machen kann. Das bekommt schon einen ganz anderen Geschmack. Einige Erfahrungen, die ich kürzlich machen durfte (das ist Material für einen eigenen ausführlichen Beitrag), haben mir einen Perspektivwechsel auf Geld geschenkt.
Geld ist eine unglaubliche Motivationskraft – zumindest noch. Das habe ich bisher als sehr kritisch empfunden. Aber irgendwas hat sich in mir geweitet und lässt mich da noch was anderes erkennen als ein machtgetriebenes Manipulationsmittel. Es hat mich spüren lassen, dass Geld Wirkkraft ist. Dass es ermöglichen kann Menschen in ihre Wirk- und Herzenskraft zu bringen. In dem Sinne ist es nichts Schlechtes, es ist etwas, das uns handlungsfähig machen kann und ich würde sogar so weit gehen zu sagen, es kann Menschen so stark motivieren wie die Liebe. Wenn wir die Idee Geld mal loskoppeln von dem gängigen Wirtschafts- und Bankensystem, dann kann es sogar als eine Art fließende Lebenskraft gesehen werden, die zu uns fließt, sich in etwas transformiert, das wieder weiter fließen kann, zu jemandem anderen. Dieser mögliche Blickwinkel ist für mich was Neues – nicht so sehr als Theorie, aber als etwas, dass ich tatsächlich spüren kann - und ich hüte dieses feine Spüren noch wie ein junges Pflänzchen. Vielleicht kann es für mich ein Schlüssel sein zu mehr Frieden mit dem Geldthema und vielleicht kann es mich auch für die Idee öffnen, dass Geld zu mir fließen darf, damit ich meine Arbeit in meiner vollen Wirkmacht und meinem vollen Herzenspotential machen kann.
Das bedeutet, dass die innere Arbeit genauso viel Anerkennung und Raum bekommen darf, wie das was sich daraus im Außen durch mich manifestieren kann. Ich brauche immer wieder Rückzugszeiten, um das, was mir begegnet zu begreifen, zu verarbeiten, zu transformieren. In diesen Zeiten tauche ich oft tief ab und ein Teil in mir verurteilt das, weil ich in diesen Phasen nicht mit demselben Elan die Aufgaben im Außen stemmen kann. Aber immer wieder beobachte ich, dass ich, wenn ich diesen Phasen nachgebe, nachher mit neuen Einsichten, neuer Kraft und neuen Impulsen wieder auftauche und dann wieder ganz anders da sein kann, in den Räumen im Außen. Dann liebe ich wieder den Kontakt mit Menschen, um das, was ich entdeckt habe zu teilen und gemeinsam abzuklopfen.
Ich habe das Gefühl wir sind jetzt in einer Zeit, in der alte Denkweisen, alte Systeme, alte Glaubenssätze langsam zerbröseln dürfen. Im Moment wissen wir vielleicht noch nicht, was uns dann erwartet. Loslassen ohne zu wissen, wo wir landen macht Angst. Aber vielleicht, vielleicht wartet ja etwas Neues auf uns, das uns bereichern wird. In unseren Beziehungen, in unserem Lebensinhalt, in unserem Sein. Mit oder vielleicht auch ohne Geld. Und diese Möglichkeit, diese Ahnung, hält mich lebendig und lässt mich immer wieder einen Schritt machen. Und je mehr ich spüre, dass ich nicht alleine bin auf diesem Weg, desto mutiger und vertrauensvoller werde ich.
Lasst uns weiter forschen!
Der Kreis von heute sollte nicht sein, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich habe mir den Samstag, den 23.07. als neuen Tag für das Treffen ausgesucht – von 08.30 bis 11.00 Uhr. Falls du in Meran bist oder sein kannst und dich in den Visionskreis für ein gemeinsames Forschen und Spüren, für ein gegenseitiges Bestärken und Ermutigen, für Resonanz und Feedback setzen möchtest, dann sei herzlich willkommen. Dieser Kreis wird auf 6 Teilnehmer*innen beschränkt sein, damit wir genug Zeit für alle haben. Melde dich gerne hier: Martina, 338 4511627.
In diesem Sinne wünsche ich dir ein wunderbares Wochenende in Verbindung mit deinem tiefen Warum.
Alles Liebe
Martina
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