Zeit des Rückzugs und der Innenschau
- Martina De Rosi

- 2. Nov.
- 4 Min. Lesezeit
Oder: Was möchtest du in den Topf der Wandlung geben?

Die Zeit um den ersten November ist besonders. Es ist klar spürbar, dass wir im Herbst angekommen sind, die Natur verwandelt sich, leuchtet gelb, orange, rot und braun und beginnt sich auf den Winter vorzubereiten. Zugvögel beginnen Richtung Süden zu fliegen und die Tiere richten sich ihre Winterquartiere ein.
Was macht das mit uns Menschen? Wenn wir uns die Zeit nehmen innezuhalten, dann spüren wir die Qualität dieser Zeit auch. Die Tage werden kürzer und kühler, was uns einlädt es uns zu Hause kuschelig zu machen. Es darf mal im Außen alles ein wenig ruhiger werden.
Der Alltag vieler Menschen spiegelt aber diesen Rückzug nicht wirklich. Für manche ist gerade diese Zeit eine sehr intensive und aktive Zeit. Arbeit und Schule laufen auf Hochtouren. Umso wichtiger ist es, sich immer wieder Mal kleine Momente und Räume zu schaffen, in denen die Verbindung nach innen möglich wird. Es ist die beste Zeit, um nachzuspüren, was sich in diesem Jahreszyklus alles entwickelt hat. Was ist gewachsen, was gedeiht? Was hat nicht so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe? Was hält mich fest, was möchte ich wandeln und lösen?
Es wird gesagt, dass es in dieser Zeit besonders leichtfällt, sich mit den Vorfahren und Ahnenlinien zu verbinden und Dinge zu lösen, die sich über Generationen in der Familientradition verfestigt haben und jetzt vielleicht nicht mehr so dienlich sind. Es ist auch eine gute Zeit, um sich zu besinnen, woher wir kommen, uns mit unseren Wurzeln zu beschäftigen und uns bewusst zu machen, welche Geschenke und Potentiale wir von den Generationen vor uns mitbekommen haben.
Wir dürfen unsere Vorfahren einladen, sich zu uns zu setzen, uns zu erzählen, zu nähren und zu stärken. Ganz egal, ob wir persönlich einen Zugang zu der unsichtbaren, geistigen Welt spüren oder nicht, kann die Verbindung mit unserer Herkunft und mit den Menschen, die vor uns da waren und es möglich gemacht haben, dass wir jetzt in dieser Form zu Gast sind auf dieser Erde, uns Kraft und Stabilität geben. Ihre Geschichten können für uns Wegweiser sein und uns dabei helfen besser zu verstehen, woher wir kommen und wohin wir gehen, sie können uns zeigen, dass wir keine isolierten Wesen sind, sondern ein Teil eines lebendigen Netzwerkes, das sich über die Generationen hinweg entwickelt und wandelt.
Gestern, im Jahreskreis, haben wir zur Frage hin gespürt, was wir gerne in den Kessel der Wandlung geben möchten, in dem Vertrauen, dass die Kräfte des Lebens uns unterstützen können, wenn wir wirklich bereit sind uns auf Veränderung und Lösungen einzulassen.
Was für mich spürbar wurde, war eine große Dankbarkeit für die Möglichkeit sich in einen Kreis zu setzen, innezuhalten, offen zu teilen, was auftaucht und das gegenseitige Bezeugen und bedingungslose Wohlwollen zu fühlen. Es hat sich etwas entspannt, Dinge durften ausgesprochen und gefühlt werden und die Vorstellung, dass der Kessel der Wandlung jetzt vor sich hin köchelt und das bestmögliche Süppchen für uns braut, ist bestärkend.
Der Wunsch sich auch wirklich mal zurückziehen zu dürfen, die eigenen Grenzen zu wahren ohne dafür von außen oder innen verurteilt und ausgeschlossen zu werden, hat sich ein bisschen wie ein roter Faden durch unsere Runde gezogen. Jede mit ihrer eigenen Geschichte, mit ihren Farben und Nuancen und doch so verbindend. Die Rolle der Kinder, die die Ahnenlinie weiterführen und auch immer wieder einladen durch ihr Sein und ihr Spiegeln zu unseren Themen hinzuschauen, war auch präsent.
So war der Kreis gefühlt ein Familienfest, mit Speis und Trank, mit Abschied und Neubeginn, mit Verbindung und Rückzug, mit Austausch und Stille. Danke euch!
Vielleicht ruft es auch dich, dir ein wenig extra Zeit zu nehmen und dich zu verbinden. Mit der wunderschönen Herbstnatur, mit deinen inneren stillen Räumen, mit deinen Wurzeln und Ahnen, mit deinen inneren Anteilen, die dich leiten und führen.
Ich hab einen Satz gelesen in meinen Jahreskreiskarten, der mich berührt hat und, den ich mir zur Herzen nehmen möchte: „Das, was in diesem Jahr noch nicht vollbracht ist, braucht jetzt Zeit zum Ruhen“.
Was möchtest du jetzt ruhen lassen bis der nächste natürliche Wachstumsimpuls von ganz alleine entsteht?
Etwas möchte ich in diesem Sinne noch in eigener Sache mit dir teilen:
Ich lade dieses Jahr noch zwei Mal zu Treffen im Yoga Shiatsu Zentrum Meran ein – Räume, die dafür gedacht sind, dich mit dir selbst einzuschwingen, einzutauchen und in Begegnung mit anderen Menschen Bestärkung für deinen Weg zu erfahren:
Am Samstag, 29.11. bist du herzlich willkommen beim Tagesseminar „Deine Kraftquellen“ und am 21.12. öffne ich einen Kreis zur Wintersonnwende und den Rauhnächten. Hier kannst du mehr darüber lesen: www.yszm.it/seminare
Der Kreis zur Wintersonnwende schließt einen Jahreszyklus und öffnet einen neuen. Die letzten drei Jahre habe ich regelmäßige Kreise zu den 8 Jahreskreisfesten aus der keltischen Tradition angeboten. Diese Kreise haben mich in der Vorbereitung und jedes Mal wieder bei jedem Treffen mit den natürlichen Rhythmen und Zeitqualitäten eines Jahres verbunden.
Ich habe fasziniert erkannt, wie stark ich in Resonanz gehe, wie magisch es sich anfühlt zu beobachten, wie wir Menschen Teil dieser natürlichen Zyklen sind, wenn wir uns daran erinnern und es zulassen. Ich bin dankbar für den Zugang, den ich in diesem Sinne zur Natur habe.
Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, ist es mir jetzt in der Planung für das Programm des nächsten Jahres und ganz konkret des Winterprogrammes schwer gefallen einen neuen Kreislauf mit regelmäßigen Kreistreffen einzuplanen. Etwas in mir bittet um ein Innehalten, ein Nachspüren. Ich folge diesem Impuls und lasse die Planung der Kreise für das nächste Jahr ruhen.
Ich gebe sie in den Kessel der Wandlung, im vollen Vertrauen, dass sich etwas vertiefen und neu ordnen will, um sich dann in neuer Kraft und Schönheit wieder einzufinden. Ich bin zutiefst überzeugt, dass Kreiskraft, Begegnung, Austausch und gemeinsame Fühl- und Ruheräume heilsam sind und uns mit unserem lebendigen Entfaltungspotential in Berührung bringen können.
Ich bleibe dran und schaue, wozu ich vom Leben eingeladen werde. Wenn du Ideen, Impulse oder Wünsche in diese Richtung hast, freue ich mich über eine Nachricht von dir.
Inzwischen wünsche ich dir eine gute Herbstzeit – bis wir uns Wiedersehen.
Alles Liebe
Martina




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