Übergänge und Umbauarbeiten
- Martina De Rosi
- 3. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Oder: Das Alte geht und das Neue ist noch nicht da

Der Sommer geht und der Herbst ist noch nicht ganz da. So fühlt es sich in mir gerade an. Ein bisschen ist es leer und schwer.
Melancholisch möchte ich den Sommer und seine Möglichkeiten und Schönheiten festhalten und gleichzeitig sehnt sich Alles in mir nach den kühlen, klaren Qualitäten des Herbstes.
Irgendwie hänge ich da grad mitten drinnen ein wenig in der Luft.
So wie es gerade diesen Jahreszeitenwechsel gibt, gibt es in mir auch den Übergang als Frau. Von einer Frau mit regelmäßiger Regelblutung zu einer Frau in der Menopause. Auch da hänge ich gefühlt gerade mitten drinnen ein wenig in der Luft.
Die Regel ist noch da, aber scheint sich darauf vorzubereiten, sich zu verabschieden. Ich blicke zurück und es wird mir bewusst, dass ich mich verabschieden darf und muss von einem Teil von mir.
Das ist ein Prozess, der sich hinziehen kann, der meinen Körper Kraft kostet, der es erfordert, dass ich ganz anders als bisher präsent und zugewandt bin. Es läuft gerade nichts vorhersehbar und verlässlich wie ein Uhrwerk, mein Körper scheint sich nicht mehr ganz auszukennen. Es zieht und zwickt, es bläht und grummelt und dann … Nichts - außer einem Gefühl, da sollte jetzt aber was kommen.
Ich muss gestehen dieser Zustand macht mich etwas unruhig, ungeduldig und auch ein wenig traurig.
Ich muss mein Bild von mir und meinem Leben neu ordnen - die Idee, dass ich immer noch eine potentiell fruchtbare Frau bin an den Nagel hängen, mich endgültig von der Möglichkeit verabschieden, dass ich rein theoretisch noch biologisch Mutter sein kann.
Das ist wohl ein großer Übergang im Leben einer Frau. Ich möchte mich bei meinem Körper dafür bedanken, dass er so viele Jahre zyklisch, Monat für Monat, gearbeitet hat. Viel zu wenig habe ich das honoriert - ich habe es als selbstverständlich empfunden und manchmal auch als lästige Belastung.
Manchmal habe ich den zyklischen Kreislauf auch einfach ignoriert, weil ich zu tun hatte und mir keine Zeit nehmen wollte, um meinem Zyklus Raum zu geben, zu ruhen und einzutauchen in die Geschenke der Mondzeit.
Nun fordert mein Körper auf eine neue Art Aufmerksamkeit. Die Hormonumstellung lässt sich nicht mehr einfach ignorieren, mein Körper will gefühlt und gesehen werden. Es ist, als ob mich diese Phase zwingen möchte mich selbst noch mal ganz neu kennenzulernen, mit einem neuen Bewusstsein auf mich, mein Leben und die Welt zu blicken. Da passieren grad große Umbauarbeiten.
Ich ahne, dass diese Zeit mir Geschenke machen möchte wie größere Klarheit, Fokus, ein gestärktes Selbstbewusstsein und Gelassenheit.
Dafür muss ich aber bereit sein mir Zeit zum Fühlen einzuräumen und es mir erlauben auch das zu fühlen, was ich gehen lassen muss, damit sich was Neues einrichten kann. Das ist keine leichte Aufgabe und sie hat manchmal auch einen etwas bitteren Beigeschmack.
Ich hoffe auf die solidarische Kraft all jener Frauen, die durch diesen Prozess schon gegangen sind und auf der anderen Seite gestärkt, geläutert und mit einer neuen weiblichen Kraft und Schönheit angekommen sind. Euch möchte ich folgen und meinen Weg durch diesen wundersamen Übergang finden.
Ich hoffe auf Männer, die keine Angst vor diesen kraftvollen Prozessen haben und uns Frauen mit Behutsamkeit begleiten und ehren bei jedem Schritt in diese neue Lebensphase.
Und ich hoffe auf meine eigene innere Stärke und Liebe, die es mir erlaubt neugierig, mitfühlend und vertrauensvoll mit mir selbst in dieser Zeit verbunden und unterwegs zu sein und in aller Konsequenz zu mir und meinem Weg zu stehen.
Auf einen wunderbaren Herbst! 🍂🍁🍂
Alles Liebe
Martina
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